Der vorletzte Sonntag des Kirchenjahres wie überhaupt das Ende des Kirchenjahres wird von Fragen nach der eigenen Endlichkeit, Sterben und Trauer geprägt. [1]. Dazu gehört auch das Jüngste Gericht und der Wochenspruch greift dies auf: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ [2]
Bei der Epistellesung sind in den Gottesdiensten verschiedene Text ausgewählt worden. Im Mittelpunkt der Lesung aus dem Römerbrief steht eine Stelle, die regelmäßig bei der Erinnerung an die gerade verstorbenen Gemeindemitglieder zitiert wird: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“ [3] Bei der anderen Lesung wurde eine Stelle aus dem 2. Brief an die Korinther gewählt, die so endet: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse.“ [4] Womit wir wieder beim Wochenspruch ankommen. Beide Stellen passen zu Stimmung und Anliegen des Sonntags.
Die Lesung aus dem Evangelium beinhaltet eine der längsten, wenn nicht die längste Lesung in der Perikopenordnung vorgesehenen Text und steht im Evangelium nach Matthäus [5]. Die Stelle wird durch Wiederholungen lang. Der Kern ist folgende Aussage Jesu Christi: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“ Die Gerechten fragen sich nun überrascht, wann sie den Herrn so gesehen und wiederholen die Aussagen; sie aber habe ihre Mitmenschen so besucht. Ebenso überrascht sind aber die „Verfluchten“, denn ihnen wird in einer Wiederholung vorgeführt, an welchen Stellen sie gefehlt haben. Und in Vers 45 kommt die Auflösung: „Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ Und die Konsequenz steht im Vers 46: „Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Heißt das nun, daß wir jedem Bettler etwas geben sollten? Wahrscheinlich nicht, denn manche betteln nicht aus Bedürftigkeit [6].
Beide Gottesdienste waren gut besucht, auch das ist mittlerweile nicht selbstverständlich.
Das Altargesteck in Kall ist prächtig gestaltet worden, auch wenn die liturgischen Farbe Grün nur auch vorhanden ist. In Holweide ist es ein Überwiegen der nicht-liturgischen Farbe Gelb. Man könnte sehr viel hineininterpretieren, wie die verschiedenen Ebenen des Dasein, Geburt, Alter, Krankheit, Tod, das Aufstreben zum Licht oder auch: „Ihr seid das Licht der Welt.“ [7] in Form der Ökumene-Kerze.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1280
[2] 2. Kor 5,10a
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/ROM.14/R%C3%B6mer-14 Röm 14,(1–6)7–13, hier Röm 14,8
[4] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/2CO.5/2.-Korinther-5 2. Kor 5,1–10, insbesondere Vers 10
[5] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.25/Matth%C3%A4us-25 Mt 25,31–46
[6] In Köln-Holweide sah ich einen Bettler regelmäßig an den Einkaufswagen eines Supermarktes stehen. Dann sah ich ihn überraschenderweise in Köln-Mülheim im BackWerk, wo er sich mit jemandem über Luxuspeisen unterhielt und zwar so wie jemand, der sie sich leistet. Das hätte ich noch akzeptieren können, aber dann sah ich ihn zweimal, wie er mit einem Mercedes zum Betteln gebracht wurde. Und eine zweite Geschichte, die hier schon auf Englisch steht: [Übersetzung:]
„Ich habe versagt, als ich dachte, ich täte etwas Gutes“ // Letzten Samstag war ich auf einem Kölner Wochenmarkt am Bio-Bäckerstand Roggenbrot kaufen, im türkischen Supermarkt, Lebensmittel einkaufen und zur Bank gegangen, um meine Kontoauszüge auszudrucken. Auf dem Weg zur Bank lief ich an einem Bettler vorbei, der in einem überdachten Gang um Geld bat. Als ich zurückkam, hatte ich beschlossen, ihm mein Kleingeld zu geben. Ich tat es, er dankte mir und ich ging weiter, nur um einige Worte des Segens, einige gute Wünsche und einige andere Grüße zu hören, die meinem Schritt folgten. Ich hätte ihn nicht so in Eile verlassen sollen. Ich hätte ihm die nötige Zeit für seinen Dank und seine Glückwünsche geben sollen. Ja, er brauchte das Geld, aber noch mehr brauchte er die Anerkennung seiner Würde, die ich ihm so nicht entgegen gebracht habe.“
https://rheumatologe.blogspot.com/2010/11/i-failed-as-i-though-doing-good.html (30.11.2010)
[7] Mt 5,14
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