Saturday, November 25, 2023

Zu Gast in Vietnam und sonstwo

 

Bei den Hmong


Ich hatte aus dem Buch „Zu Gast in anderen Ländern“ von Hans Frosch [1] bereits zweimal zitiert [2], aber alle guten Dinge sind drei.

Hans Frosch berichtet aus den Ländern, die man als BürgerIn der DDR besuchen konnte, auch Vietnam und Kuba gehörten dazu. Auch wenn mir das Buch zu sowjetlastig erschien, konnte ich mir nicht Wehmut verkneifen, als ich im Ausklang von seiner Rückreise las: „Bei der Rückreise von Havanna, als der Atlantik mit seiner lang dahinlaufenden Gezeitendünung unser Schiff auf den Rücken nimmt, träume ich im Liegestuhl von nie gegessenen Eßbarkeiten. // Unter uns das ultramarin erstrahlende Meer ...“ (S. 155).

Dem Abschnitt „Was der Bambus erzählt“, der über Vietnam geht, steht ein Liebeslied voran und das fängt so an:
„Wie schön ist dein Gesicht.
Deine Hände, deine Füße sind weiß,
so weiß wie die Zwiebel in Garten.
Du bist stark und behend,
früh unterwegs zu einem Dorf oben am Flusse,
nachmittags schon in einem Dorfe flußab …  
Das Licht. das du dem ersten bringst,
gleicht der strahlenden Sonne;
der Schein, mit dem du das zweite beglückt,
dem Silberlicht des Mondes.
Es ist das Leuchten, das ausgeht
von deiner Hand, von deinem Fuß.
…“ (S. 138).

Dem stelle ich entgegen:
„Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes,
so ist mein Freund unter den Jünglingen.
Unter seinem Schatten zu sitzen begehre ich,
und seine Frucht ist meinem Gaumen süß.“ [3]
„Da ist die Stimme meines Freundes!
Siehe, er kommt
und hüpft über die Berge
und springt über die Hügel.“ [4]
„Mein Freund ist mein und ich bin sein,
der unter Lotosblüten weidet.“ [5]
Und:
„Mein Freund ist mein und nach mir steht sein Verlangen.
Komm, mein Freund, lass uns aufs Feld hinausgehen
und unter Zyperblumen die Nacht verbringen,
dass wir früh aufbrechen zu den Weinbergen und sehen,
ob der Weinstock sprosst und seine Blüten aufgehen,
ob die Granatbäume blühen.
Da will ich dir meine Liebe schenken.“ [6]

Ich fand es interessant, wie nah sich Atheismus und die alte jüdische Überlieferung kommen können. Das Hoheslied ist wahrscheinlich aus mehreren Liedern zusammengefaßt worden; die Forschung nimmt 500 bis 300 v. Chr. als Datierung an.

Zusammenfassend ist das Buch ein Kuriosum, das wert ist bewahrt zu werden.


Links und Anmerkungen:
[1] Hans Frosch: Zu Gast in anderen Ländern. Verlag für die Frau, Leipzig (DDR) 1978/1980. S. 128-130.
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2023/11/der-tee-im-harem-des-archimedes.html und  
https://rheumatologe.blogspot.com/2023/11/sammelsurium-238-17112023.html
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/SNG.2/Hoheslied-2  Vers 3
[4] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/SNG.2/Hoheslied-2 Vers 8
[5] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/SNG.2/Hoheslied-2 Vers 16
[6] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/SNG.7/Hoheslied-7 Vers 11-13
 

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