Tuesday, November 21, 2023

Der Tee im Harem des Archimedes

 

Da wir gerade bei Tips/Tipps sind ...


Natürlich fühlte ich mich nicht wie im Titel des Films „Der Tee im Harem des Archimedes“ [1] und will auch nicht über den Film schreiben, aber irgendwie fühlte ich mich im falschen Film, als ich folgende Passagen las [2]:
„Schnell noch ein Tip zur Teebereitung: Kenner werfen in das Wasser für das «Konzentrat» (den Sud) ein Stück Würfelzucker, das die Kalziumsalze bindet. Der Tee liebt weiches, frisches Wasser, dann entfaltet er seine belebende Wirkung, die fünf bis sechs Stunden anhält. (Wissenschaftler wissen zu rühmen, daß im Tee alle Vitamine der lebendigen Natur und dazu Spurenelemente, vom Magnesium bis zum Gold, in reicher Auswahl vertreten sind.)“
„Der massenhafte Anbau hochwertiger Sorten begann erst vor wenigen Jahrzehnten. Jetzt ist der Zeitpunkt nicht mehr fern, da die Plantagen der Kolchis den gesamten Bedarf der Sowjetunion an schwarzem und grünem und neuerdings auch gelbem Tee auf der Grundlage höchster Qualitätsansprüche decken können.“

Wie bindet das Stück Zucker bitteschön Kalzium? Zucker süßt und das war es es. Hartes und weiches Wasser lassen den Tee unterschiedlich schmecken. Zu weich darf das Wasser auch nicht sein. Der Gehalt von Koffein ist davon nicht betroffen. Zucker kann die Härte des Wassers nicht verändern. Kalzium hat den stärksten Effekt, aber Magnesium ist ebenfalls für die Härte des Wassers verantwortlich – nur weil es später hochgelobt wird.

„Alle Vitamine“? Aufgebrühter Tee enthält in der Regel nur geringe Mengen an Vitaminen; das gilt natürlich umso mehr für Samowar-Tee, von dem hier die Rede ist. Während Teeblätter einige Vitamine enthalten können, wie zum Beispiel Vitamin C, B-Vitamine und Vitamin K, werden diese Vitamine beim Aufbrühen des Tees oft nur in geringen Mengen freigesetzt bzw. auch durch die Hitze zerstört.

„...  und dazu Spurenelemente, vom Magnesium bis zum Gold“. Magnesium ist kein Spurenelement. Gold hat im Körper keine Funktion und wird kaum aufgenommen. In der Rheumatologie hat man z.B. Aurothiomalat intramuskulär injiziert, weil die Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt zu gering ist. Biesalki und Kollegen schreiben [3]: „Die Goldkonzentration liegt deshalb in den meisten Geweben so niedrig, dass ihre Bestimmung eine Herausforderung für Probenvorbereitung und Nachweisverfahren ist.“

Die Lobhudelei zum Teeanbau in der Sowjetunion hat sicherlich bei offiziellen Stellen in der UdSSR wie auch der DDR Freude erweckt. Nun muss man zum gelben Tee [4] wissen, daß es ein Luxustee ist, der sicherlich mehrere hundert Euro das Kilogramm kostet und nur sehr kurz aufgebrüht wird. Man würde solchen Tee nicht stundenlang im Samowar-Sud köcheln lassen.

Im Prinzip ist das Buch von Hans Frosch ganz kurzweilig zu lesen, wenn es auch für meinen Geschmack zu fleischlastig und zu reich an Alkoholika ist.


Links und Anmerkungen:
[1] Der Tee im Harem des Archimedes ist ein französischer Film aus dem Jahr 1985. Der Titel ergibt sich aus einem Missverständnis. Ein Schüler sollte „le théorème d'Archimède“ [Der Satz des Archimedes] an die Tafel schreiben, schrieb aber stattdessen den homophonen Begriff „le Thé au harem d'Archimède“. https://de.wikipedia.org/wiki/Tee_im_Harem_des_Archimedes
[2] Hans Frosch: Zu Gast in anderen Ländern. Verlag für die Frau, Leipzig (DDR) 1978/1980. S. 128-130.
[3] Biesalski, Hans Konrad et al.: 2002 Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe DOI: 10.1055/b-0034-13544. http://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-13544
[4] Ich habe gerade eine sehr interessante Quelle für Informationen zu gelbem Tee entdeckt: „Gelber Tee (huáng chá,
黄茶) gehört zu den sehr schwach fermentierten Tees (bis 20%). Gelbe Teesorten sind verwandt mit weißen und grünen Tees. Ein Unterschied ist, dass er bei der Verarbeitung eine Weile ruhen gelassen wird (menhuang, 闷黄); erst später bekommt er seinen spezifischen, samtigen Geschmack und sein ausgeprägtes Aroma.“ http://gaiwan.de/teezeremonie/gelber-tee-geschichte-und-gegenwart/  Und man kann sich auch den Wikipedia-Eintrag ansehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Gelber_Tee

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