"Wir beten entgegen aller Prognosen für den Frieden"
Der heutige Sonntag wird Rogate („betet!“) genannt [1]. Der Wochenspruch lautet: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ [2] In der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten gibt es drei Sonntage, die als Namen eine Aufforderung haben, nämlich: Jubilate, Kantate und Rogate. Auch wenn wir „Laudate omnes gentes“ nach der Psalmlesung sangen, so gibt es keinen Sonntag mit dem Namen Laudate, allerdings gibt es einen Sonntag in der Fastenzeit, der Laetare [3] genannt wird. Da der Sonntag gleichzeitig Konfirmationssonntag im Bezirk Versöhnungskirche unserer Gemeinde war, kann ich vielleicht ein passende Wort mitteilen, denn die Mutter eines Konfirmanden sagte (zu unserem Pfarrer): „Es ist mir peinlich, aber manchmal bete ich.“
Dieser Peinlichkeit habe wir uns während des Gottesdienstes ein ums andere Mal ausgesetzt. Mehr noch, die Epistellesung und der Predigttext für den heutigen Sonntag greifen das Thema auf, so schreibt Paulus im ersten Brief an Timotheus: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.“ [4]. Ob Paulus den Brief an Timotheus geschrieben, wird sehr in Zweifel gezogen [5]. „... damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit“ bringt mich auf zwei Ideen: „Der alte Schwung ist hin“ [6], denn die revolutionäre Aufbruchstimmung ist nicht mehr, und es fallen mir die Amish oder die Mennoniten ein, als Beispiel für eine gelebte Form dieses Bibelwortes.
Da wir bei Wort sind, will ich die Gelegenheit für eine Abschweifung nicht verpassen. Ich hörte zum ersten Mal das Wort „abspüren“. Ich habe es sicherheitshalber nachgeschlagen. Es bedeutet – gehobene Sprache (was sonst) – an jemandem etwas herausfühlen. Ich danke für diese unverhoffte Weiterbildung.
Es war eine Konfirmation mit vielen Gästen der Konfirmanden (hier muss nicht gegendert werden, denn es waren ausschließlich männliche Konfirmanden), Grußworten und dem Segen. Mir fiel es auf und anderen sicherlich nicht, aber einer der Konfirmanden hatte auch meinen Konfirmationsspruch gewählt.
Das Altargesteck zeigt viel Weiß und Rot. Weiß ist die liturgische Farbe dieser Zeit, aber mit der Konfirmation wechselt sie, denn Rot ist die liturgische Farbe für besondere Feste, die mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun haben [7].
... und so muß Konfirmations-Wetter! |
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1113 und https://rheumatologe.blogspot.com/2022/05/altargesteck-am-22052022-rogate.html
[2] Ps 66,20
[3] Auf Lateinisch beginnt der Psalmvers mit „laetare ierusalem“, also freue dich, Jerusalem.
[4] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/1TI.2/1.-Timotheus-2 1. Tim 2,1–6a
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/1._Brief_des_Paulus_an_Timotheus
[6] Der Spruch stammt von Werner Enke. https://www.sub-bavaria.de/wiki/Werner_Enke
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Liturgische_Farben
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