Ich habe mir einmal überlegt, warum ich in der Vergangenheit viel weniger schwarzen Tee als grünen Tee getrunken habe. Dafür fielen mir zwei wesentliche Gründe ein. Der erste hat sicherlich mit meinem Studium in Taiwan zu tun, denn da hatte ich mir angewöhnt, Oolung Tee, Jasmintee oder grünen Tee zu trinken. Aber es gab später auch noch einen weiteren Grund. Ich habe oftmals Tee aufgesetzt und dann kam mir eine Idee und dann ging ich dieser Idee nach, schlug irgendwo etwas nach und schnell waren da 10-20 Minuten vergangen, aber dann war der Tee nicht mehr trinkbar, jedenfalls der schwarze Tee. Das passiert einem mit grünen Tee eher nicht. Und ich halte nicht sehr viel vom Samowar-Tee, denn ähnlich hätte ich ja mit dem zu lange gezogenen Schwarztee auch noch umgehen können; oder ihn aufwärmen in einer Mikrowelle, die es aber in der Zeit, wo ich mich eher für grünen Tee entschieden hatte, noch nicht gab, jedenfalls nicht in unserer Familie oder in meinem Haushalt. Jetzt aber komme ich aus Darjeeling und den anderen Teegebieten im Himalaya zurück und habe auch Schwarztee mitgebracht, aber auch neue Erkenntnisse. Und die will ich hier einmal aufarbeiten.
Ich hatte bereits vor einigen Jahren einen grünen Tee aus Darjeeling getrunken und dachte eher, das wäre eine Kuriosität, obwohl er mir sehr gut geschmeckt hatte. Ich bin aber eines Besseren belehrt worden, der Tee in Darjeeling oder insgesamt der Hochlandregion ist einfach durch die klimatischen Bedingungen ein sehr guter Tee, der sich für alle möglichen Sorten eignet. Und ich habe diesmal gelernt, daß sich Assam und Darjeeling Tees bzw. Hochlandtees nicht nur in der Blattgröße und in der Zusammensetzung der phytochemischen Stoffe unterscheiden, sondern insbesondere unterscheiden sich die Verarbeitungsmethoden. Die sogenannte orthodoxe Herstellung des Darjeeling Tees liegt viel näher an der Herstellung von chinesischen Tees. Dies hatte ich ich Nepal erfahren, denn Nepal produziert einerseits orthodoxen Tee, der nach der in Darjeeling verwendete Methoden verarbeitet wird, bei der die Teeblätter gerollt werden (entweder von Hand oder maschinell), oder die in Assam verwendete Methode, die als Crush, Tear, Curl (CTC) bezeichnet wird [1].
Ich habe gerade die Passagen in der Bibel für Teekenner nachgelesen [2]. Bereits 1827 hat der damals bekannte Botaniker Dr. J. Forbes Roylc darauf gedrängt, aus China Teepflanzen in das Gebiet im nordwestlichen Himalaya zu bringen. Die Einführung von Tee in Indien hatte Rückschläge eizustecken, so experimentierte der Chirurg Dr. Christie in den Nilgiri-Hügeln mit dem Anbau von Tee, Kaffee und Maulbeeren, aber er ist bald verstorben und mit ihm diese Experimente. 1838 kam der erste Tee aus Indien in Großbritannien an und es wurde über die über die Herstellung des schwarzen Tees berichtet, wie sie von Chinesen durchgeführt wurde, die extra dazu nach Suddeya in Assam geholt worden waren. In Darjeeling begannen die Teeprojekte in den 1850iger Jahren, William Ukers nennt explizit die Jahre 1856-1859. Über Darjeeling schwärmt er: „Darjeeling. – Der romantischste und interessantes Teedistrikt in ganz Indien, Darjeeling liegt eingezwängt zwischen Nepal, Sikkim, und Bhutan – drei verbotene Königreiche. Die Teegärten liegen praktisch alle direkt vor Ort in dem Teil des Bezirks, der westlich des Teesta Flusses liegt, ein Gebiet bestehend aus einem System von Gebirgskämmen und Ausläufern mit tiefen Tälern dazwischen.“
Ukers geht zu den Unterschieden der Verarbeitung ein, die schon beim Welken der Blätter vorhanden sind. Es handelt sich um die klimatischen Bedingungen, die sich von Assam zu Dooars und erst recht zum Hochland unterscheiden. Mir fehlt das Wissen, um zu entscheiden, in wie weit das unter heutigen Produktionsbedingungen noch so ist. Vielleicht ja. Aber ich will wieder zum Thema Grüntee zurückkehren.
Grüner Tee wurde auch in Europa vor dem schwarzen Tee getrunken. Und so wurde Schwarztee auch erst später produziert. In den 1930iger Jahren wurde nur noch „in Kangra, Travancore, Sylhet, Dehra Dun, Ranchi, Cachar, Nilgiris, Chittagong, Mysore, Almora, Malabar, Garhwal und Tinnevelly – benannt in der Reihenfolge der Menge – grüner Tee“ produziert. Da wurde Darjeeling nicht genannt!
Welche Hypothesen könnte man entwickeln, um zu erklären, warum in der Himalaya Region bzw. konkret in Darjeeling grüner Tee produziert wird?
Hypothese 1: Der gestiegene Bedarf nach polyphenolreichem, gesunden, grünen Tee im Westen ist Anreiz, diesen zu produzieren, da der Schwarztee der Region ein Begriff ist, aber weniger Catechine als Grüntee enthält.
Hypothese 2: Man hofft auf Exporte nach Ostasien.
Hypothese 3: Grüntee stellt ein hervorragendes Souvenir für Touristen aus z.B. China dar, weshalb man auch chinesische Schrift an Teeläden sehen kann.
Hypothese 4: Nicht in dem verharren, was man schon immer gemacht hat und sich weiter entwickeln, also die Produktpalette erweitern.
Wie dem auch sei, Grüntee aus Darjeeling bzw. auch aus Sikkim oder Nepal stellen eine Alternative dar.
Links und Anmerkungen:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2023/04/travelling-through-tea-estates-in.html
[2] William H. Ukers, All About Tea, 2 vol. (1935) – ich habe dieses Buch in den 1970iger Jahren einmal über die Fernleihe der UB Köln ausgeliehen. Mittlerweile ist es digitalisiert einsehbar: https://www.univie.ac.at/Geschichte/China-Bibliographie/blog/2018/03/22/ukers-all-about-tea/
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