Friday, May 5, 2023

Warum hängen da die Fähnchen in Diefenbach



Da ich bereits darauf angesprochen worden bin, will ich die Frage, warum da die Fähnchen in Diefenbach hängen, beantworten.

Es handelt sich um Gebetsfahnen aus Bhutan, wohin ich gearde gereist war, und um solche aus Tibet (die Reise liegt schon fünf Jahre zurück). Ich habe sie gerade erst aufgehängt. Warum nicht schon früher? Bin ich jetzt zum Buddhismus konvertiert? Eins nach dem anderen.

Die Gebetsfahnen sind im Himalaya üblich und gehören zum Buddhismus [1].  Ladakh, Nepal, Sikkim, Westbengalen (Darjeeling), Bhutan oder Tibet, überall findet man sie. Die Begriffe Gebetsmühlen und Gebetsfahnen im Deutschen (wie auch im Englischen) sind irreführend, da es keine Gebete sind sondern Mantras, die auf den Fahnen oder auf den Zetteln in den Mühlen oder Trommeln stehen, diese Mantras sollen in die Welt hinaus gesendet werden. Das am häufigsten verwendete Mantra ist: Om mani padme hum, was als Om im Juwel des Lotus übersetzt werden könnte.
Der Ursprung der Gebetsfahnen dürfte in der Bön-Religion liegen, die in Tibet vor dem Aufkommen des Buddhismus praktiziert wurde und die sich beide gegenseitig beeinflusst haben könnten. Gebetsfahnen sind normalerweise rechteckige Stoffstücke, die meisten kommen in den fünf Farben der fünf Elemente vor, so wie die Fahnen bei mir.
Die horizontalen Flaggen heißen Lung-ta, was Windpferd bedeutet, und ziemlich viele dieser Flaggen haben ein Windpferd aufgedruckt, aber es gibt auch andere Bilder; meine tragen das Windpferd, das für Glück steht. Gebetsfahnen werden aufgestellt, damit der Wind Gebete in das umliegende Land trägt, um Frieden, Mitgefühl, Stärke und Weisheit für jedes Wesen zu fördern. Es handelt sich nicht um Gebete zu Göttern oder Dämonen.
Die Farben sind reich an Symbolik und „Blau symbolisiert Himmel und Weltraum, Weiß symbolisiert Luft und Wind, Rot symbolisiert Feuer, Grün symbolisiert Wasser und Gelb symbolisiert Erde“. Normalerweise werden die fünf Farben auf die gleiche Weise wiederholt, um lange Reihen von Gebetsfahnen zu erzeugen. In Bhutan stehen farbige Fahnen „auch für die fünf Weisheiten des Buddhismus, die fünf Richtungen, die fünf Meditations-Buddhas und die fünf Emotionen“. Was ist, wenn die Farben verblassen? Dies wird als glücksverheißendes Zeichen angesehen, da bereits sehr viele Mantras verbreitet wurden.
Zusammenfassend für diesen Teil finde ich die Idee bemerkenswert, denn es geht den Gläubigen im Himalaya nicht nur um die Verbesserung des eigenen Karmas sondern auch darum, daß die Welt ein besserer Ort für alle Lebenswesen wird.

So schön diese Ideen auch sind – nein, ich bin nicht zum Buddhismus konvertiert und habe das auch nicht vor. Ich bin Presbyter in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide; das Presbyterium ist etwas Ähnliches wie der Pfarrgemeinderat nur mit mehr Befugnissen [2]. Es haben nur häufiger Leute erwartungsvoll bei mir geschellt, die nachfragten, ob das Haus zu verkaufen sei. Nein, ist es nicht und das darf auch jedem so mitgeteilt werden. Der letzte Mann, der fragte, war Anlaß für das Aufhängen der Gebetsfahnen. Ich hoffe, daß so das Haus vor den Renovierungsarbeiten, die sich wahrscheinlich verzögern, denn nach den Flutschäden findet man kaum jemanden, der das übernehmen könnte, weniger interessant für potentielle Hauskäufer wird. Und wenn die Welt ein wenig besser werden önnte, ich hätte nichts dagegen.


Oberhalb vom Khardung-la (Pass in einer Höhe von 5359 m) in Ladakh
so viele werde ich nicht aufhängen!


Links und Anmerkungen:
[1] Ich habe schon auf Englisch über die Gebetsfahnen geschrieben und nehme Teile daraus für diesen Blogposts: https://rheumatologe.blogspot.com/2023/04/pray-flags-in-bhutan.html und https://rheumatologe.blogspot.com/2023/04/prayer-wheels-and-payer-flags.html
[2] https://evangelisch-in-koeln-dellbrueck-holweide.de/presbyterium/unser-presbyterium/

.


No comments:

Post a Comment