Thursday, October 15, 2020

RubaXX Gicht - Neue Spezial-Therapie bei Rheuma und Gicht?

 

Neue Spezial-Therapie bei Rheuma und Gicht“ verspricht die Werbung im Wochenspiegel [1]. Die PharmaSGP Holding SE mit Sitz in Gräfelfing bei München hat für das Produkt RubaXX Gicht eine Viertelseite Werbung geschaltet, eine witere Viertelseite ist für RubaXX Schmerzgel und die restliche halbe Seite ist für Deseo bei Potenzschwäche; deseo bedeutet übrigens im Spanischen Wunsch und Wunschdenken ist die Basis der Homöopathie. Die PharmaSGP Holding SE ist ein deutsches, börsennotiertes Pharmaunternehmen für nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sowie weiteren Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika [2].

Darf die Werbung mit dieser Aussage an die Öffentlichkeit gehen: Neue Spezial-Therapie bei Rheuma und Gicht. Natürlich darf sie das, denn der Gesetzgeber hat die Tore für diese Art der Information sperrangelweit offen gelassen. Diese Aussage ist juristisch nicht anfechtbar, da es sich um ein honöopathisches Komplexpäparat handelt. Es hat keine Wirkung, die über der Placeboeffekt hinausgeht, aber das interessiert für die Aussage nicht.


Die Werbung gibt dem homöopathischen Präparat den Anschein von Wissenschaftlichkeit und nachgewiesener Wirksamkeit. Dafür wird die Leitlinie Gicht der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) zitiert, deren Mitglied ich bin. Die Leitlinie empfiehlt eine Dosierung von 1-3x0,5 mg Colchizin, denn für die Wirksamkeit dieser Dosierung liegen Wirksamkeitsnachweise vor. Homöopathika erwähnt die Leitlinie nicht, denn dafür liegen kein wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise vor. Colchicum D6 ist nach eigenen Angaben in RubaXX Gicht enthalten. Die Verdünnung D6 entspricht 1:1.000.000 oder etwa einem Tropfen auf 50 l Lösungsmittel [3].

In dem Bild mit der Frau in der Werbung sind die Gelenke rot angemalt worden. Im Kleingedruckten steht: „Abbildung Betroffenen nachempfunden“. Auch das ist juritisch nicht anfechtbar. Das Bild ist im Internet erhältlich [4].

Ein Gichtanfall ist mit hoher Entzündung und sehr starken Schmerzen verbunden. Ein Gichtpatient sagte einmal beim Aufnahmegespräch: „Ich gehe lieber in die Hölle, als noch länger diese Schmerzen auszuhalten.“ [5] Die Schmerzen eines Gichtanfalls mit RubaXX Gicht zu behandeln ist in meinen Augen Körperverletzung. Da hat man es in den U.S.A. einmal besser – da hätte eine Zivilklage Aussicht auf Erfolg.

Die Kosten für RubaXX Gicht betragen ca. 50-70 € / 100 ml [6]. Die Empfehlung lautet: „bei akuten Zuständen alle halbe bis ganze Stunde höchstens 6 × 5 Tropfen täglich einzunehmen“. Alle halbe bis ganze Stunde, bis höchstens 6 Kapseln stammt aus einer veralteten Therapieanweisung zu Colchicum dispert, da sich sonst Durchfall entwickelt. Geschickt diese Anweisung. Beim chronischen Gebrauch wird weniger empfohlen. 30 Tropfen entsprechen 1,5 ml und entspräche etwa 90 ct Kosten. Das wäre keine Abzocke. Wenn man aber die stärksten Schmerzen nicht los wird, das Wunschdenken aufgibt und sich medizinisch behandeln lässt – dann hat man aber schon 50-70 € ausgegeben – und das nenne ich Abzocke.


RubaXX Gicht – würde ich nicht nehmen!

 


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