Monday, March 31, 2025

Sammelsurium (275) 31.03.2025

 


RückSchau
425 [1]

Syrische Bibelübersetzung „Peschitta“, das bedeutet -: die Einfache. Und wen es nun gepackt hat, kann Original und Übersetzung lesen [2].

Meisen
Mein Bruder füttert die Meisen fett. In diesem Jahr werden sie sich mit den WühlMäusen um die Nester streiten.

Vor meiner Geburt
Als meine Eltern in Köln-Merheim auf einem BauernHof untergekommen waren, bohnte dort auch in einem Karren ein Künstler. Er war vielmehr ein LebensKünstler und hieß Hartmann. Dieser Hartmann war Vegetarier und sprach von einer Grießsuppe, so wurde es in der Familie überliefert, auf Bayrisch: „Dös is a GrießSuppn, die geht direkt ins Bluat.“ [3]

Tod
Der Tod kommt immer im Leben. Der hält sich nicht mit Toten auf. Eigentlich ziemlich effektiv und prozessoptimiert, wie dieser Sensenmann zu Werke schreitet.

Buch
Jeder, der vorbei geht, wird um ein Wort oder Satz gebeten. Dann fügen wir es aneinander, ohne Punkt und Komma -: was für ein Buch des Lebens.

KlavierSpielen
Wahrscheinlich wäre KlavierSpielen viel einfacher, wenn wir uns die Finger vor dem Spiel abwechselnd schwarz und weiß färben würden.

Traum / Gott
Gott hat uns Gott gleich geschaffen [4]. Im Traum sind wir nicht Gott, aber doch so allMächtig, daß wir TheaterDirektor, SchauSpieler, Zuschauer und Kritiker in einem sind. Im luziden Traum erlaubt uns Gott zu erAhnen, wie es ist, Gott zu sein -: wie schwer und wie frustrierend.

MittelPunkt des Universums
Blicke in den Himmel über dir. Wie die Vögel vorbeiEilen, wie die Sterne kreisen, die Wolken ziehen. Nur du bleibst ruhig. Das gesamte Universum kreist um dich, der Nabel der Welt liegt nicht auf der Osterinsel [5]. Du bist es, ich bin es, jeder Stern und jedes Staubkorn sind es.  

Handys
Wir können den Toten Handys mit in den Sarg legen, wenn sie befürchteten, lebendig begraben zu werden. UmGekehrt ist es frustrierend, die Toten gehen nie ans Handy.

EinGemachtes
Da stehen Twist-off-Gläser auf den Regalen im Keller. Für jedes Jahr vier Stück und jedes ist beschriftet mit Jahr sowie Frühling, Sommer, Herbst und Winter. In jedem ist Luft aus jener Zeit.  

ÜberSetzung
Ich kann der Krähe, die doch so intelligent sein soll, einfach nicht beiBringen, in die Tinte zu treten und übers Papier zu laufen. Ich würde das Gedicht schon überSetzen, aber vielleicht ist die Krähe auch intelligenter als ich.  

„21 Unfalltote waren zu beklagen“
2024 gab es im Kreis Euskirchen 21 UnfallTote [6]. Aber waren sie zu beklagen? Sind sie nicht vielmehr immer
noch zu beklagen?! 

Tod in den Anden
Bei „Tod in den Anden“ [7] denke ich automatisch auch an Tod auf dem Anden [8].

Scherben
Interessant -: beschriebene Blätter welken nicht. Oder doch?
Vom korachitischen Chor [9] – vom co-rachitischen Chor
Der unentwickelte Film – Schrödingers Katze 



Links und Anmerkungen:
[1] Werner Stein: Kulturfahrplan. Die wichtigsten Daten der Kulturgeschichte. Von Anbeginn bis heute. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin und Darmstadt 1946/1957. S. 329.
[2] https://www.dukhrana.com/peshitta/index.php   
[3] Niemand in meiner Familie ist/war des Bajuwarischen mächtig, außer natürlich Onkel Seppl, der stammte aus Altötting und lebte aber die längste Zeit seines Lebens in Hamburg.
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/Psalm8 besonders Ps 8,5.6
[5] Die Osterinsel hat mehrere Namen: Rapa Nui (Großer Rapa) oder Te Pito Te Henua (auch Te Pito Ote Henua, was „Nabel der Welt“ bedeutet).
Easter Island or Rapa Nui / Rapanui
https://rheumatologe.blogspot.com/2017/11/easter-island-or-rapa-nui-rapanui.html  
[6] WochenSpiegel Schleiden vom 26.3.2025, S. 1 / Titelblatt.
[7] Mario Vargas Llosa: Tod in den Anden. :Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997. ISBN: 3-518-39274-3.
[8] Spanisch für Bahnsteig.
[9] Angabe bei verschiedenen Psalmen.

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Sunday, March 30, 2025

Altargesteck für den vierten Sonntag der Passionszeit 29./30.03.2025 Lätare


Wer diesen Blog regelmäßig liest, der weiß es schon, aber ich wiederhole es trotzdem: Der vierte Sonntag der Passionszeit wird auch Lätare / Laetare [1] genannt oder auch das kleine Osterfest während der Passionszeit. Des halb kann die liturgische Farbe der Passionszeit – das Violett – auch zu Rosa aufgehellt werden, aber das muß man nicht, zumal viele Gemeinden auch keine Paramente in Rosa besitzen. Laetare ist Lateinisch und bedeutet „freue dich“ oder auch „freuet euch“. Es geht zurück auf diese Stelle im Buch Jesaja: „Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.“ [2]
 
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ So lautet der Wochenspruch [3]. Und das ist auch der Vers, in dem die aktuelle Lesung aus dem Evangelium kulminiert. Jesus antwortete den Griechen, daß seine Stunde gekommen sei, und daß der Menschensohn verherrlicht werde. Dies geht auf die befremdlich wirkenden Worte zurück, die Jesus bei der Hochzeit zu Kana zu seiner Mutter sprach: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ [4]

Die Epistellesung steht im zweiten Brief an die Korinther [5] und es geht um „Lob Gottes für Trost in Bedrängnis“ – „... und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, ...“. Das Wort Bedrängnis findet sich häufig in der Bibel, gerade in den Psalmen wird man fündig. Vielleicht hier: „Am Tag meiner Bedrängnis rufe ich dich an, denn du erhörst mich“. [6]

Der Predigttext steht wie die Lesung aus dem Evangelium im Johannesevangelium. Im Text werden zwei Aussagen gemacht: „Ich bin das Brot des Lebens“ und „das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch“. [7] Es gibt auch weitere, die Christus als den guten Hirten oder den Rebstock bezeichnen. Brot jedoch ist etwas, das in vielen Kulturen die Basis der Existenz darstellt. Der Text vergleicht unser Brot mit dem Manna, das als Nahrung in der Wüste genutzt wurde. Beides ist vergänglich. Christus aber bietet „das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist“, an. „Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“

Das Altargesteck in der Versöhnungskirche Köln-Holweide war deutlich besser als der Durchschnitt. Auf die aktuelle liturgische Phase fand ich keinen Bezug, aber es wirkte wie bunte Eier, die man zur Osterzeit in die Sträucher hängt.


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/laetare/
[2] https://www.bibleserver.com/LUT/Jesaja66 Jes 66,10 und auf latein so: laetare ierusalem. et conventum facite omnes qui diligitis eam. gaudete cum laetitia, qui in tristitia fuistis. ut exsultetis, et satiemini ab uberibus consolationis vestrae.      
[3] Joh 12,24
[4] Joh 2,4
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/2CO.1 2. Kor 1,3–7
[6] Ps 86,7
[7] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.6 Joh 6,47–51

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Saturday, March 29, 2025

St. Wendelin in Eiserfey (Eifel)

 


Bislang hatte ich alle Kirchen, die ich nicht betreten konnte, von einem Blogpost ausgeschlossen, aber ich habe mir nun gedacht, warum nur die ganz erfolgreichen Besichtigungen hier aufführen, vielleicht sind auch die nicht ganz so erfolgreichen es wert, darüber zu schreiben. Und ich will mich auch gar nicht so weit hinauslehnen, daß Kirchen verschlossen sind, da ich der Meinung bin, daß sie offen sein sollten. Die evangelischen Kirchen sind sowieso geschlossen, und viele der Vorortskirchen in Köln, die ich gerne besichtigt hätte, wie etwa die sehr großen Backsteinkirchen oder die Zikkurat ähnliche Kirche St. Theodor in Köln-Vingst. Die sind auch alle verschlossen und nicht so einfach zu besichtigen. Dann hab ich aber auch einige Kirchen, die hätte ich wirklich gerne von innen gesehen. St. Wendelin in Eiserfey gehört dazu.  

Die Gegend um Eiserfey [1] ist sicherlich schon seit 80.000 Jahren bevölkert. Hier lebten früher Neandertaler und später die Ahrensburger Rentierjäger. Aber eine Erwähnung hat Eiserfey als Ort erst sehr viel später erfahren. Eiserfey ist ein Ort, der zu Mechernich gehört und etwa 450 Einwohner hat. Der Name geht auf Eisenvorkommen und die Vey [2], einem Bach zurück, also etwa Eisenbach. Der Ort liegt an der römischen Wasserleitung [3]. Erstmalig wird der Ort im Jahr 867 erwähnt. Neben St. Wendelin hat der Ort noch weitere Sehenswürdigkeiten, wie die Falkensteinsmühle oder das alte Bürgermeisteramt [4] direkt neben der Kirche. Diese befinden sich aber in privatem Besitz. Man kann also allerlei aus der Nähe ansehen, aber nicht besichtigen.


Ich habe den QR-Code gerade erst benutzt [12] - Fotos und Geschichte.
Außerdem Fotos bei [6], [7] und [8].


Über eine Kapelle in Eiserfey erfährt man erst etwas im Jahr 1733, denn da wurde dem Abt vom Kloster Steinfeld die Erlaubnis erteilt, die Kapelle zu weihen. Der Ort gehörte damals zur Pfarre St. Cyriacus in Weyer [5]. Da war bereits eine Kapelle, denn 1733 wurde sie nach Westen verlängert. Die heutige Kapelle stammt aus den 1930er Jahren, denn das alte Bauwerk war zu klein geworden. Man riß den Ostteil ab „und baute an den kleinen Westteil von 1733 ein zweischiffiges Langhaus mit Chor, Apsis und Glockenturm an“ [6]. Mehr zur Architektur findet sich ebenso in dem Wikipedia-Artikel. Auf der rechten Seite der Kirche befindet sich eine Art Lourdes-Grotte. Die Marienfigur in völlig von Efeu umgeben.

Die Glasfenster sind fast alle nicht sicher zu datieren, stammen aber aus verschiedenen Phasen. Das Fenster auf der Empore zeigt ein florales Ornament von einem unbekannten Künstler und wurde von Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. um 1900 datiert [7].

Die Orgel ist im Organindex aufgeführt und stammt von der Orgelfirma Weimbs aus dem Jahr 1956 (Opus 30) [8]. Sie besitzt sechs Register, ein Manual und Pedal.



Wer war nun der Patron St. Wendelin? Er soll im 6. Jahrhundert in der Gegend von Trier missioniert haben [9]. „Als Wendelin starb, so die Legende weiter, begruben ihn die Mönche. Am nächsten Morgen lag der Leichnam jedoch neben dem Grab.“ [10] Man ließ dann den Ochsen die Wahl der letzten Ruhestatt und das war sein bevorzugter Ort für das Gebet. Heute befindet sich sich dort die Wendalinusbasilika in der Stadt St. Wendel [11].

Auch wenn man nicht viel betreten kann, lohnt sich Eiserfey zum Ansehen.



Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Eiserfey und  https://www.mechernich.de/leben-in-mechernich/orte/eiserfey
[2] Vey entstand aus einem lateinisierten keltischen Wort.
[3] Das Sammelbecken der römischen Wasserleitung in Eiserfey
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/das-sammelbecken-der-romischen.html
[4] Altes Bürgermeisteramt / Haus Latz https://www.eiserfey.de/2023/06/buergermeisteramt/
Eiserfey – Die Geschichte (lesenswert!)
https://www.eiserfey.de/2023/06/eiserfey-die-geschichte/
[5] Die Pfarrkirche St. Cyriacus in Weyer (Eifel)
https://rheumatologe.blogspot.com/2025/03/die-pfarrkirche-st-cyriacus-in-weyer.html
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Wendelin_(Eiserfey) Hier kann man sich auch Bilder vom Innenteil ansehen.
[7] https://glasmalerei-ev-web.de/pages/b2851/b2851.shtml Fotos!
[8] https://organindex.de/index.php?title=Mechernich/Eiserfey,_St._Wendelin – auch hier Fotos!
https://weimbs.de/orgeln/opusliste/ Opus 30
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Wendelin
[10] Das wäre der Schrecken aller Mörder!
[11] Wollte ich unabhängig von Wendelin schon lange besucht haben.
[12] https://www.eiserfey.de/2023/06/kirche/ - hier sind tolle Bilder, auch die gesamte Geschichte wird hier erzählt - lesensert.
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Friday, March 28, 2025

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 28.03.2025

 


滅燭憐光滿,
披衣覺露滋。
不堪盈手贈,
還寢夢佳期。
望月懷遠

張九齡
Nach dem Löschen der Kerze bleibt es doch hell,
Trotz des Morgenmantels fühle ich die Frische des Taus.
Ich kann den Moment nicht für dich greifen,
Aber ich hoffe, dich im Traum zu treffen.
Beim Mondlicht hoffen, jemanden in der Ferne wieder zu sehen
Zhang Jiuling



HalteStelle

    manche Gedichte
Sind
Wie
Busse
Auf
Einer
Strecke
Ohne
HalteStelle
Du
Musst
Sie aber
    Zu
Dir hinWinken

Frühling  
    die Auen
Bersten
Vor
Pracht
Die
Nebel
Schwinden
Tirili
Tirila
Frischer Saft
    In
Altem Holz

Tünche
     manchMal kann
Man
Den
Schwung
Der
Quaste
Erahnen
Der
Beim
AufTragen
Der
Tünche
ErFolgte
Das ÜberTünchte
    ErKennt
Man nicht mehr

Staub
    der Staub
Aus
Der
Sahara
BeGinnt
Den
Blauen
Himmel
Zu
VerSchmieren
Um
Dann
Aus
Grauen Wolken
    Rötlich
Hervor zu regnen

Brennen
    die Bäume
Brennen
In
Kalifornien
Denn
Sie
Können
Nicht
Laufen
Aber
Warum
VerBrennen die
    Menschen
in ihren Häusern?  

An die Leiche
Das laß dir sagen
Geliebte Leiche
Fürchte dich nicht
Der Sarg ist nur
Für kurze Zeit gedacht
Er wird zerfallen
So wie dein Leib zerfallen wird
Aber du wirst auferstehen.
Gestärkt aus deinem Schlaf


Jäh
    der Hilfe-
Schrei
ErStarb
Jäh
Aber
Der
Schnee
Schmolz
Nur
Langsam
Und dann
    Hörte
Auch das auf

TeppichFransen
    hätten meine
Teppiche
Fransen
Ich
Würde
Sie
Nicht
Kämmen
So viel
    Freiheit
Muß bleiben

Die Stimmen
Von Casablanca
Von Tanger
Von Marrakesch
Die Stimmen in den Urnen
Sand in den Urnen
Sand in der Wüste
Schweiß -: salzig
Durst -: klebrig,
Cola -: klebrig-süß
und dann -:
Erneut Stimmen

TauTropfen
    der Tropfen
MorgenTau
Der
In
Wind
Und
Sonne
Funkelt
Oder vielleicht
Mir
Etwas zuFunkt

Leben
    wie wenig
Sein
Ist
Dieses
Leben
Zwischen
Nichts
Und
Nichts
Es
Sei
Denn
Dort wäre
    Doch
Noch etwas

ReiseFührer
Ich schreibe ReiseFührer
Für die Blumen
Und die Büsche
Für Bäume und die Felder
Ich weiß,
Sie können nicht verReisen,
Aber Träumen dürfen sie

AbGebogen
    da hinten
Ist
Die
Zeit
Mit
Dir
Rechts
AbGebogen
Und
Meine Zeit
    Lief
Gerade aus

Leiche
    man hat
Meine
Leiche
Auf
Einer
BauStelle
VerGraben
Und
Nun
Rauscht
Der Verkehr
Über
Mich hinweg  



Zhang Jiuling (張九齡) war Minister und Kanzler unter Kaiser Xuanzong (玄宗), aber auch ein berühmter Dichter der Tang-Zeit, von dem fünf Gedichte in der Sammlung 300 Gedichte der Tang-Zeit (唐詩三百首) stehen. Er lebte von 678 oder auch 673 bis 740 (er starb am 6. Mai). Insgesamt drei Bücher seiner Gedichte habe ich in der Sammlung Komplette Gedichte der Tang-Dynastie (全唐詩) aus dem Jahr 1705 gefunden.

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Tuesday, March 25, 2025

Pfarrkirche St. Peter in Zingsheim (Eifel)


Zingsheim ist ein Ort in der Eifel und gehört zur Gemeinde Nettersheim. Der Ort hat 871 Einwohner [1]. Der Ort bzw. seine Umgebung ist seit der Steinzeit besiedelt gewesen, wie man durch den Rummerschlegel weiß – warum dies so ist, muss man jetzt hier nachlesen [2]. Besiedlungsspuren gibt es zur älteren Eisenzeit (ca. 750–450 v. Chr.) und auch zur römischen Zeit, wie z.B. einen Matronentempel [3]. Zingsheim lag an der römischen Fernstaße Trier-Köln. Der Ort gehörte, wie schon viele hier erwähnte Ort, zur Abtei Prüm und wurde 893 als „cinesheym“ erwähnt. Da gibt es noch viele interessante Einzelheiten, aber dafür benötigen Sie , wie bereits gesagt, festes Schuhwerk, Kompaß, Karte, Zelt und Proviant.

Also Zingsheim gefällt mir. Seit ich in der Eifel wohne und regelmäßig nach Köln fahre, bin ich dort zum Einkaufen. Und hatte die Pfarrkirche St. Peter bisher nicht besucht. Sie liegt nämlich nicht an einer Durchgangsstraße und das macht die Kirche noch interessanter. Ich habe das Kleinod immer wieder aufgeschoben. Jetzt aber war ich dort! [4]

Die Pfarrkirche ist dem Apostel Petrus geweiht und heißt deshalb St. Peter. Nach Recherchen wurde ein einfacher Saalbau im 12. Jahrhundert zu einer dreischiffige romanische Basilika umgebaut [5]. Der Westturm wurde 1602 gebaut; Chor und Sakristei wurden 1717 angebaut. Um 1730 entstand die westliche Vorhalle, wobei bereits 1711 bei einem Umbau eine Vorhalle bestanden hat. Der Eingang wurde an die Westseite des Turmes gelegt und ist heute aber an der Westseite des Neubaus im Innenhof der Kirche. 1982 brannte der Schieferhelm ab und wurde 1913 ersetzt. Das ist auch weiterhin das Dach des Turmes. 1965 wurde die Kirche erweitert, so daß der Altar nun im Osten liegt [6].



Wenn man durch das Tor, das etwas schwergängig ist, aber nicht weil es klemmte oder nicht geölt wäre, sondern weil es massiv ist, in den Kircheninnenhof gekommen ist, kann man dort erst einmal verweilen und Kommt dann in das modern Kirchenschiff von der Westseite her. Man steht  in einer in einer Halle mit einem Giebeldach ohne Zwischendach. Das erinnert schon etwas von der Höhe an alte Kathedralen, nicht ganz so ausgeprägt wie früher in der Gotik. Die Höhe hat etwas mit dem Menschen und Gott oder dem Numinosen zu tun. Diese Höhe wirkt trotzdem in dieser Kirche nicht deplatziert. Sie ahmt keine gotische Kathedrale nach, sie ist bescheiden geblieben. Chorraum mit Altar ist großzügig gestaltet und mit den sehr großen Glasfenstern auch hell. Die Kreuzigungsgruppe wird ins 15. Jahrhundert datiert. An der Ostseite ist eine Arkade mit einem Beichtstuhl. Darüber ist die Orgelempore. Wenn man nun nach weiter nach Norden geht, dann kommt man in die alte Kirche. Und da findet sich auch das  Taufbecken aus Namurer Blaustein, das auf das 12. Jahrhundert datiert wurde. Da finden sich auch die alten Fenster (Fragmente), die auf das 14. und 15. Jahrhundert datiert wurden.




Der moderne Teil besitzt Bleiglasfenster von Rainer Fünders, Sr. M. Praxedis OCSO (1980) und Maria Katzgrau (1987) [7].  ÜberMaria Katzgrau (1912-1998) hatte ich in den letzten Wochen bereits berichtet [8].




Die Orgel wurde von von Franz Josef Schorn im Jahr 1894 gebaut [9]. Das Instrument ist im Original (11 Register, 2 Manuale) erhalten, wobei die
Firma Weimbs das Instrument 1991 restauriert hat [10].

1959 wurde die Pfarrkirche mit drei neu gegossenen Bronzeglocken ausgestattet [11], die das Te Deum Motiv mit den Schlagtönen dis-fis-gis. bilden. Mit festem Schuhwerk, Kompaß, Karte, Zelt und Proviant sind sie ja ausgestattet, denn über die Glocken, die größte wiegt 1450 kg, können sie im alten Teil von St. Peter nachlesen.




Über Petrus bzw. St. Peter lesen wir im Matthäusevangelium: „Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; ...“ [12]. Jesus Christus hatte Petrus und Andreas von den Fischernetzen am See Genezareth zur Nachfolge berufen. Ob Simon Petrus in Rom gewesen ist, können in der Bibel nicht nachlesen. Möglicherweise starb er um 64–67 in Rom. Petrus die römisch-katholische, die altorientalischen, orthodoxen, altkatholischen sowie die anglikanischen Kirchen als erster Bischof von Rom und als Heiliger [13]. Während Petrus eher der katholischen Kirche zugeordnet wird, läßt sich  die evangelische Kirche eher von Paulus unter die Fittiche nehmen. Einige Dinge aber machen mir Petrus sympathisch: seine Forschheit, seine Zweifel („du Kleingläubiger“), seine Verleugnung und danach sein „bitterliches“ Weinen.

St. Petrus lohnt den Stopp und vielleicht treffen wir uns dort.



Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Zingsheim Achtung! für diesen Wikipedia-Artikel benötigen Sie festes Schuhwerk, Kompaß, Karte, Zelt und Proviant, denn er ist sehr ausführlich, aber dafür erfährt man deutlich mehr als über andere Ortschaften. Herzlichen Dank für die Arbeit!  
[2] Der Rummerschlegel von Zingsheim
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/der-rummerschlegel-von-zingsheim.html
[3] Die Matronenheiligtümer um Nettersheim in der Eifel
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/die-matronenheiligtumer-um-nettersheim.html
[4] Ich habe es nicht so mit Karneval oder Festzelt, aber hier gehört ein Tusch hin: https://www.youtube.com/watch?v=fsTSGMGCkH8
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Peter_(Zingsheim) In der Kirche selbst sind Daten zur Kirche – dort wird 1131 genannt.
[6] Sämtliche Richtungsangaben com grano salis.
[7] Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.
https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b2890/b2890.shtml
[8] Die Pfarrkirche St. Martinus in Hergarten (Eifel)  
https://rheumatologe.blogspot.com/2025/03/die-pfarrkirche-st-martinus-in.html
[9] Franz Joseph Schorn (1834-1905) war ein Orgelbauer aus Kuchenheim bei Euskirchen in der Eifel. https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_Schorn
[10] https://weimbs.de/orgeln/opusliste/ Opus 237    
[11] Vier DIN A4 Blatt als Tafel zusammengefügt im alten Teil der Kirche mit sehr vielen Informationen zur Kirche.
[12] https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us10 Mt 10,2
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Simon_Petrus

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Bärlauch – 2025

 


Eine meiner Schwägerinnen fragte am Wochenende, ob mir klar wäre, daß es wieder Bärlauch in den Wäldern gäbe. Ich tat überrascht, aber gesehen hatte ich selbst noch keinen, da ich mich mit dem Wetter herausgeredet hatte. Und gestern hatte Maître Moni aka Heidi von Bärlauch-Alm (@NukaRhyPiratin) auf Twitter berichtet, daß man sie beim Abschneiden von Bärlauch verdutzt angeschaut hatte, so wie: „Was macht die Bio-Tussi mit ihrem Messer und den ganzen Blättern?“ [1] Ich hatte ihr versprochen, heute – egal welches Wetter! - Bärlauch zu suchen. Schwein gehabt! Es herrschte eitel Sonnenschein.

Die Eifel erinnert etwas an das Auenland, also wo die Hobbits wohnen, und an dieser Stelle gebe ich zu, daß ich größenmäßig dazu passe. Wikipedia schreibt zu Bärlauch: „Er findet sich teils in großen Beständen in schattigen, feuchten und humusreichen Auwäldern und Laubwäldern, in Auen, Schluchten, unter Sträuchern oder an Bächen.“ [2] Also ich verrate jetzt nicht den Hügel, unterhalb dessen der Gillesbach fließt (Luftlinie etwa 3 km entfernt). Jedenfalls habe ich für die Woche genügend Bärlauch gesammelt, wahrscheinlich für 10 €, wenn ich ihn im Geschäft erworben hätte. Außerdem hatte ich einen schönen Spaziergang durch den lichtreichen Buchenwald gemacht.


Wahrscheinlich habe ich jetzt den einen oder die andere StädterIn angefixt. Aber Vorsicht! Erstens darf man nur unter Wahrung des Bundesnaturschutzgesetzes, zweitens nur für den Eigenbedarf (ehrlich, mir sind Städter, die es so raus in die Natur schaffen, lieber als gewerblich tätige Sammler) Wildpflanzen sammeln, und drittens sollte man Bärlauch und giftige Pflanzen aus==einander=halten können – sonst besser Supermarkt. Allerdings kann ich es kaum nachvollziehen, wie man Bärlauch mit Maiglöckchen verwechseln könnte.

Bärlauch schmeckt hervorragend und ist bestimmt auch gesund. Eignet sich hervorragend für Kimchi. Da gerade unser Sauerkraut [3] zu Ende geht, werde ich diese Idee aufgreifen.


Links und Anmerkungen:
[1] https://x.com/NukaRhyPiratin/status/1904206328391717106
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A4rlauch  
[3] Suure Kappes oder Sauerkraut
https://rheumatologe.blogspot.com/2019/10/suure-kappes-oder-sauerkraut.html – also von dem ist sowieso nichts mehr da, wir machen das jeden Herbst frisch.

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Monday, March 24, 2025

LYRIK-Taschenkalender 2014 18. KW 24.03.2024


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2014 herausgegeben. 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Von diesen wählte der Herausgeber je ein exemplarisches Gedicht aus und kommentierte es. In diesen Taschenkalender habe ich nun wieder Annotierungen und Assoziationen geschrieben. Vielleicht so ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2023-2025.


18. KW
Björn Kuhligh: Paris ist eine Fahne    


„Auf der anderen Seite des Schlafs“ kannst du in den Spiegel schauen. Nichts ist darin zu sehen.

„immer schleichst du dich davon“ -: wir werden immer Freunde bleiben – auf  die Trennung angesprochen.

Leben, Wachen, Träumen, WachTraum, Traum, Schlaf, Tod. Alles Teil des Menschen.

AchtSpurig
Ich fuhr einmal mit dem Auto nach Paris, nachdem die ThaliStrecke blockiert war und iim Vorjahr die FlugLotsengestrekt hatten. Es war eine glatte Fahrt von Köln durch ein schönes Belgien und freies NordFrankreich.Auf der achtSpurigen AutoBahn von Paris war ein Stau. Die streikenden TaxiFahrer hatten die AutoBahn blockiert. Ich kam nur langsam durch und erfuhr, daß ich mit dem Thali zwar hätte fahren können, aber dafür streikte dann die Metro.

UnGewißheit -: das ist Leben pur. Jeder AugenBlick kann der letzte sein.

Auf der anderen Seite des Traumes ist jedes Treffen möglich, aber oft genug endet es abrupt, ohne die Möglichkeit eines Abschieds. Wie das richtige Leben.   

Und heute las ich ein Haiku von Mark Stuart Farrar, das mit Père Lachaise in Verbindung steht [1].

StraßenPflaster

    der dunkle
Regen
In
Pfützen
Auf
Dem
StraßenPflaster
Das
Gelbe
Licht
Der Laterne
    Wird
Zurück geWorfen

UnGeduld

   Lichter
Die
Sich
In
Pfützen
Spiegeln
Die auf
    Das
Austrocknen warten


18. KW
Kommentar: Ron Winkler


Ich schaute mir vor einigen Monaten Rowan Atkinson als Kommissar Maigret an und war von der Rekonstruktion des Ortes Paris in den 1950er Jahren angenehme überrascht. Mir gefielen vor einigen Tagen die Bilder in „Paris mon amour“ fast besser als die eigenen Erinnerungen an Paris. Erst heute habe ich einige Bilder aus Paris gesucht, als ich mich an „Pigalle“ von Bill Ramsey [2] erinnerte.

HausBesetzung

Einmal besuchte ich eine Freundin in Paris. Sie hatte die Wohnung am Tag zuvor überNommen. Ich blieb zwei Tage und erhielt einen Brief von der HausVerwaltung: „Monsieur, ...“. Es ginge nicht an, die Wohnung zu besetzen, aber ich könne einen Vertrag erhalten. Ach, ich wollte zu dem ZeitPunkt sowieso nach Marseille und nicht der Marseillaise willen.

Paris, Frankreich, aber auch die Toskana -: alles schön, alles gut, aber mich zog es immer woAnders hin. 
 



Links und Anmerkungen:
[1] https://www.facebook.com/NaHaiWriMo/posts/pfbid0u7GVPbWbeqx88XEHEHuDkE87YDy2r5p5rL2aYYZ82P1epvAa7zvCwmk3VJnA8GTnl?comment_id=1303443000751338
[2] William „Bill“ McCreery Ramsey (1931-2021) war ein amerikanisch-deutscher Jazz- und Schlagersänger, Journalist, Hörfunkmoderator und Schauspieler. https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Ramsey
Und für ganz harte m/w/d: Bill Ramsey - Pigalle 1961
https://www.youtube.com/watch?v=hR2FnLodERM  

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Sunday, March 23, 2025

Altargesteck für den dritten Sonntag der Passionszeit 22./23.03.2025 Okuli

 


Wer diesen Blog regelmäßig liest, der weiß es schon, aber ich wiederhole es trotzdem: Der dritte Sonntag der Passionszeit wird auch Okuli [1] genannt. Die Bezeichnung geht auf die lateinische Fassung eines Psalm-Verses zurück: „Oculi mei semper ad Dominum“(wörtlich: meines Augen immer zum Herrn; oder: Meine Augen schauen stets auf den Herrn) [2]. Im Wochenspruch hören wir: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ [3]

Im Lukasevangelium für den aktuellen Sonntag ist vom Ernst der Nachfolge die Rede [4]. Die Textauszug beginnt mit: „Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst.“ Er kulminiert in: „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!“ Und endet mit: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Vielleicht will Jesus Christus uns einen Entscheidungskonflikt, ein Dilemma, aufzeigen. Wir müssen im Einzelfall selbst entscheiden, welchen Weg wir einschlagen.

Der Predigttext steht im Alten Testament. Der Prophet Jeremia klagt über die Last des Prophetenamtes [5]. Es ist mehr eine Anklage. „Herr, du hast mich überredet und ich habe mich überreden lassen.“ Denn im ersten Kapitel sprach Jeremia [6]: „Ach, Herr Herr, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung.“ Der Herr aber sprach zu ihm: „Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete.“ Was hätte er anderes tun sollen. Jona hatte es versucht: „Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem Herrn nach Tarsis fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weit weg vom Herrn.“ [7] Das führte dazu, daß Jona im Bauch des großen Fisches landete. Jeremia wollte sich abwenden, aber ein Feuer brannte in ihm. Ich habe das einmal vor Jahrzehnten erlebt, wie es bei so jemandem hervorbrach. Es handelte sich um einen jungen, sehr schlanken Mann mit dem Blick eines Getriebenen, der nicht gegen seine Mission ankam. Er trug einen Parka, wie er vorher und nachher nie modisch genannt wurde, und eine olivgrüne Umhängetasche, nicht größer als DIN A5, in der ich erbauliche Schriften vermutete. Ich sah ihn auf der Schildergasse in Köln stehen und die Menschen eilten in beiden Richtungen an ihm vorbei. Ein Vulkan vor dem Ausbruch! Und da wandte er sich mit lauter, fester Stimme an die Menschen und predigte von Buße, Reue und Umkehr sowie von Liebe, aber die Menschen liefen nur noch hastiger an ihm vorbei. Jeremia hat da weitaus schlimmere Erfahrungen von Leid, Ohnmacht und Gewalt gemacht und sieht sich von Gott überrumpelt. Nun will er Gottes Rache sehen. „Singet dem Herrn, rühmet den Herrn, der des Armen Leben aus den Händen der Boshaften errettet!“ Das klingt wie eine Verhöhnung Gottes und Jeremia verflucht den Tag seiner Geburt. Die fünfte Klage Jeremias bleibt unaufgelöst, den im nächsten Kapitel geht es mit „Jeremia kündigt Zedekia die Zerstörung Jerusalems an“ weiter. Ich sehe darin auch nicht eine Durchhänger seitens Jeremias, es zeigt aber, daß Gott den ganzen Menschen zum Propheten erwählt hat. Und da dürfen wir nochmals die heutige Passage des Lukasevangeliums gegenlesen. Dann kann es sein, daß wir Wege gehen, die wir vormals nicht für möglich gehalten hatten.

Das Altargesteck in der Versöhnungskirche Köln-Holweide war deutlich als der Durchschnitt, kam aber nicht so sehr zum Tragen, da wir um den Taufstein herum den Gottesdienst feierten. Es war sogar besser als in der Vorwoche, irgendwie strukturierter. In Kall war erneut ein prächtiges Gesteck zu sehen, das ich nicht erwartete hatte, denn bei dem Andachtsformat „Auf ein Wort“ wird ein extra Tisch als Altar aufgestellt – ohne Altargesteck. Außerdem hatte die Küsterin Urlaub, aber sie hatte doch die Mühe gemacht, ein Altargesteck zu erstellen. So konnten wir beide Gestecke sehen, aber sie waren mehr für Gottes Auge gemacht – oculi dei.


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/okuli/  
[2] Ps 25,15 – siehe auch https://rheumatologe.blogspot.com/2023/03/altargesteck-am-1112032023-okuli.html    
[3] Lk 9,62
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/LUK.9 Lk 9,57–62
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JER.20 Jer 20,7–11a(11b–13)
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JER.1  
[7] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JON.1


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Saturday, March 22, 2025

St. Willibrord in Nöthen (Eifel)


Nöthen ist eine Gemeinde mit etwa 695 Einwohnern, die zu Bad Münstereifel gehört [1]. Auf dem Gebiet Nöthen befindet sich der Heidentempel, ein Matronenheiligtum, über das ich bereits berichtet habe [2] und plane,  zu diesem ausführlicher zu berichten. Eine meiner Schwägerinnen wohnte lange „Am Heidentempel“ in Pesch; von dort aus führt der Weg genauso zu diesem Matronenheiligtum. Von Nöthen nach Weilerswist gab es eine Römerstraße. Der Ort hat also eine sehr lange Siedlungsgeschichte und wird der Nöthener Bach wird wahrscheinlich erstmalig im Jahr 846 in einer Urkunde von Kaiser Lothar I. unter dem Namen notinna erwähnt. Der Ort selbst ist 893 im Prümmer Urbar war als notine urkundlich belegt, denn die Abtei besaß dort einen Fronhof. Zur Etymologie habe ich leider nichts finden können.


Eine Bestätigung für eine Kirche in Nöthen konnte man für das Jahr 1115 finden. Wahrscheinlich stammte diese aus dem 11. Jahrhundert (rechteckiger, flach-gedeckter Raum?) und erhielt später einen Westturm. „Im 18. Jh. wurde sie durch Chor mit nördlicher Sakristei und Seitenschiffen erweitert.“ [3]
Diese erweiterte dreischiffige Kirche mußte wegen der im Laufe der Zeit entstandenen Schäden abgebrochen werden und 1912/1913 wurde eine neue Kirche nach Plänen von Eduard Endler (Köln) [4] errichtet. Es handelt sich um eine dreischiffige Bruchsteinbasilika [5]. Ein quadratischer Kirchturm mit Pyramidendach erhebt sich über der Vierung. Wer sich für ein umfassendes Bild interessiert, dem empfehle ich die Homepage von Herrn Günter Hommes [6], der die  Kirche im Jahr 2009 besucht hat und sich Einzelheiten von Pfarrer Winfried Reidt [7] erklären ließ – für drei „Vater unser“ [8]. Insgesamt ist die kompakt wie eine Wehrkirche, aber auch mit vielen überraschenden Einzelheiten ausgestattet.




Die Fenster sind von der Firma Reuter & Reichart in den Jahren 1913/1914 entstanden und haben die Weltkriege überstanden [9]. Ich zeige hier „Petrus auf dem Meer“ und eines der Fenster der Seitenwände:

WIE·FURCHTBAR·
IST·DIESER·ORT·
HIER·IST·
NICHTS·ANDERES·
WIE·DAS·
HAUS·GOTTES·
UND·DIE PFOR=
TE·DES·HIMMELS·



Aus dem 15. Jahrhundert stammt eine aus Holz geschnitzte Pieta, die 75 cm hoch ist. Für eine etwas kleinere Figur von St. Petrus wird die Entstehung auf  etwa das Jahr 1600 geschätzt. Die größte Figur ist ein Herz Jesu, wahrscheinlich kurz vor dem Neubau der Kirche.


Die Orgel auf der Empore über dem Kirchenausgang Registern, stammt aus dem Jahr 1939 und wurde vom Orgelbauer Hugo Koch aus Köln installiert. Die Orgel hat 12 Register und mehr konnte ich über die Orgel selbst nicht erfahren. Sie ist Organindex nicht aufgeführt. Auch in dem umfangreichen Artikel über den Orgelbauer Hugo Koch (1899–1945) von Dr. Gabriel Isenberg [10] ist diese Orgel in seinem Werkverzeichnis nicht erwähnt. Das sollte uns allerdings nicht wundern, da fast alle unterlagen zerstört wurden [11]. Da viele seiner Arbeiten nicht erhalten sind, könnte die Orgel in St. Willibrord in Nöthen für Orgelliebhaber von Interesse sein.


Zwei der drei Glocken stammen den Jahren 1737 und 1779, die dritte ist zwei Jahrhunderte später (1958) entstanden. Zum Klang habe ich keine Unterlagen gefunden.

St. Willibrord war mir als „Apostel der Friesen“ bekannt. Einer seiner Gefährten gründete das Kloster in Kaiserswerth, das ich mehr aus das Ansicht über den Rhein von Meerbusch kenne. Geboren wurde Willibrord um 658 in Northumbria und starb 739 in Echternach [12]. Ach was! Da bin ich in der Oberstufe gewesen und interessierte mich für die Quelle in der Krypta der St. Willibrord-Basilika [13]. Ich dachte, ich hätte über diese Quelle früher einmal etwas bei Marie-Louise Plessen und Daniel Spoerri [14] gelesen, aber in dem Buch ging es ausschließlich um Quellen in der Bretagne. Die Heiligsprechung erfolgte nicht durch einen formellen Prozess, wie ihn die römisch-katholische Kirche etabliert hat, sondern durch Volksverehrung, also die präkanonische Heiligsprechung [15]. Da sehe ich aber Platz für einige Heilige aus Südamerika, wie z.B. den Gauchito [16].

Machen Sie sich auf den Weg – Christentum und Matronenkult in Nöthen. Beides ist eine Wanderung wert.


Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%B6then
[2] Der Matronenstein von St. Cyriakus und nochmals Matronenkult
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/der-matronenstein-von-st-cyriakus-und.html  
Die Matronenheiligtümer um Nettersheim in der Eifel
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/08/die-matronenheiligtumer-um-nettersheim.html  
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Willibrord_(N%C3%B6then)
[4] Eduard Endler (1860-1932) war ein deutscher Architekt. Sein Werk ist teilweise auf Wikipedia hinterlegt, ich kenne noch die katholische Pfarrkirche St. Michael in Köln am Brüsseler Platz, die mich schon während der Schulzeit fasziniert hatte. https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Endler
[5] https://gdg-barbara-mechernich.bistumac.de/gemeinden-einrichtungen/gdg-st.-barbara/noethen/kirchengeschichte/  
[6] https://www.eifelkirchen.com/Noethen/Noethen.htm  
[7] Goldenes Priesterjubiläum von Pastor Winfried Reidt
https://gdg-barbara-mechernich.bistumac.de/aktuelles/nachrichten/a-blog/Goldenes-Priesterjubilaeum-von-Pfarrer-Winfried-Reidt/
[8] „Als Dank für seine Mühe sollte ich drei „Vater Unser“ beten, dieser Bitte bin ich gerne nachgekommen.“ Die Welt ist eben anders als im Film: „Vier für ein Ave Maria (Originaltitel: I quattro dell’ Ave Maria) ist ein Italo-Western aus dem Jahr 1968.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Vier_f%C3%BCr_ein_Ave_Maria Ich hätte auch kein Problem mit den drei „Vater Unser“ gehabt.
[9] Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.
https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b2114/b2114.shtml
[10] https://www.gabriel-isenberg.de/forschungen/orgelbauer-hugo-koch/
[11] Dr. Isenberg in [10]: „Schließlich wurden der Betrieb und die Privatwohnung in der Moselstraße 74 in Köln am 20. April 1944 durch einen Bombenangriff völlig zerstört. Im Mai 1944 hatte Koch ein Ausweichlager in einer alten Kirche am Johannisberg in Leichlingen (nördlich von Köln) gefunden und ein neues Büro in der Zülpicher Straße 268 in Köln-Sülz eingerichtet. Auch die neuen Büroräume wurden im Oktober 1944 mitsamt allen Unterlagen vernichtet.“
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Willibrord
[13] https://www.quellenatlas.eu/media/7f1f8848519827fcffff803dfffffff4.pdf
[14] Marie-Louise Plessen und Daniel Spoerri: Heilrituale an bretonischen Heilquellen. Privatdruck von Paul Gredinger, Casti (Schweiz) [1977]. ISBN: 3 85712 001 0.
[15] Die Entwicklung der Kanoisierung hat sich sicherlich über 1000 Jahre hingezogen, erst im Jahr 1588 konnte die Praxis der alleinigen Heiligsprechung durch den Papst durchgesetzt werden. Hier steht es genau: https://de.wikipedia.org/wiki/Heiligsprechung  
[16] El Gauchito (Text auf Englisch)
https://rheumatologe.blogspot.com/2014/01/el-gauchito.html   

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Friday, March 21, 2025

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 21.03.2025



慈母手中線,遊子身上衣;
臨行密密縫,意恐遲遲歸。
誰言寸草心,報得三春輝?
遊子吟
孟郊
Die liebevolle Mutter nähte an den Kleidern
Ihres Sohnes, der in die Ferne reisen sollte.
Wie sie Stich an Stich reihte,
Sorgte sie sich um seine Rückkehr.
Wer könnte glauben, das Herz des kurzen Grases
Könne den wiederkehrenden Frühling nicht erwidern?
Klage vom reisenden Sohn
Meng Jiao [1]






Jüngster Tag
   der jüngste
Tag
Wird
Ein
Guter
Tag
Sein
Strahlend
Warm
Und
Angenehm
Trotz allem
    Was
Schon war [2]

Schweigen

    nichts vermag
Zu
Schweigen
Als
Der
Beton
Und
Selbst
Da
Bin
Ich mir
    Nicht
Mehr so sicher

Wahl

    ohne Bildung
Wissenschaft
Und
AufKlärung
Bleibt
Nur
Die
Wahl
Der
RechtsPopulisten und
    Damit
Des AbGrunds

RäderWerk
    manchMal bricht
Das
RäderWerk
Der
Geschichte
Wörter
Werden
ÜberSetzt
Und
Menschen
Atmen
Auf
Vielleicht
Nur
Kurz
Ach was!
    Und
Wenn schon?

WalHalla

    da ist
Nur
Noch
VerBrochenes
ErBrochenes
GeBrochenes
ZerBrochenes
Und
Über allem
    Staub
Und Spinnweben

Die TorBurg
Der linke Flügel außen

Grob mit der Axt
Die Male wie BrandZeichen
Immer wieder poliert
So alt
So alt
Und geSchlossen
Der rechte Flügel außen
Eine Klappe mit Sicht
GeSchlossen
Und ein TürKlopfer
Keine Schelle
Nie zuvor
Kein Wächter
Jetzt geÖffnet
Der linke Flügel innen
Über StolperSteine
Zum Licht
Zum Garten
Zu Obstbäumen und Blumen
Vor der Stadt
GeÖffnet
Der rechte Flügel innen
GeSchlossen
Eine dunkle Ecke ohne LichtQuelle
Hier will man nicht verHarren
Und hastet zum Licht
DaHinter
Eine Bogenbrücke
Im goldenen Schein … [3]

Krähen
    die Krähen
VerBrannten
Im
Feuer
Doch
Sie waren
    ZuVor
Schon schwarz

GeRuch
    du brauchst
Jetzt
Gar
Nicht
Am
Papier
Zu
Riechen
Dieses Gedicht
    Ist
Völlig geruchLos [4]

Schwarzes Meer
    das schwarze
Meer
War
Immer
Schon
Das
Tote
Meer
Es
Füllt
Sich
Mit
Blut
So
TintenSchwarz war
    Es
Selten zuVor

Chor
    du kannst
Nicht
All
Die
Toten
Zur
ChorProbe
EinLaden
Ach!
Es handelt
    Sich um
Ein Requiem

Frühling
    blaues Band
Und
So
Weiter
Aber
In
Der
Blauen
Kuppel
Sind
Risse
Der Hoffnung
    Gegen
Die Perfektion

Wind
    der Frühlings-
Wind
Ist
Stärker
Als
Das
Sanfte
Säuseln
In
Dem
Wir immer
    Gott
VerMutet hatten [5]

Café
    in einem
Café
In
Dem
Die
FrühlingsBlüten
Nicht
Welken
Und
Die
Älteren
Damen etwas
    Mehr
Make-up beNutzen

AbDrücke
    Finger-, Fuß-,
Mund-
AbDrücke
Im
Sand
Oder
Auf
Papier
Wasser
Und
Feuer
Löschen
Sie
Nicht
Aus
Denn diese
    Kommen
Erst daNach

WeltSchmerz
    der Welt-
Schmerz
BeGinnt
Erst
Nach
Der
GeBurt
Und
Endet
Vor
Dem
Tod
Aber das
    Ist
Nicht tröstlich

WoRauf
    woRauf wir
Gehen
Luft
Oder
SonnenSchein
Ist
Völlig
Egal
SoLange
Wir nicht
    Den
Boden beRühren [6]

Orange
Ein Ball aus Orange
Hinter dem Baum
Dann Dunkelheit
Und im Fenster
Das Orange der LavaLampe
Vor dem Baum
Du stehst
Hinter dem Fenste
Ich stehe
Vor dem Fenster
Die Dunkelheit aber bleibt

Süße Worte
    deine süßen
Worte
Sind
Klebrig
Wie
Honig
Und
Zäh
Wie
Karamell
Aber was
    Gäbe
Es Schöneres?

MilchStraße
    unter dem
Schwarzen
Himmel
Mit
Der
MilchStraße
Wir
Fanden
Den Hahn
    Und
Tranken sie leer





Links und Anmerkungen:
[1] Meng Jiao (孟郊) lebte von 751 bis 814. Interessanterweise ist der Wikipedia-Artikel zu ihm auf englisch umfangreicher als auf Chinesisch (https://en.wikipedia.org/wiki/Meng_Jiao). Zwei Gedichte wurden in die Anthologie 300 Gedichte der Tang-Dynastie (唐詩三百首) aufgenommen. Insgesamt acht Bücher seiner Gedichte habe ich in der Sammlung Komplette Gedichte der Tang-Dynastie (全唐詩) aus dem Jahr 1705 gefunden.
[2] https://www.bibleserver.com/LUT/Johannes12 Joh 12,48
[3] Gehört nicht mehr zur TorBurg.
[4] Bitte nicht abLecken!
[5] https://www.bibleserver.com/EU/1.K%C3%B6nige19 1. Kön 19,12
[6a] Sylvia Plath: Collected Poems. Edited by Ted Hughes. faber and faber, London, Boston, 1989, ISBN 0-571-11838-0. S. 208/209.
[6b]Katrina and the Waves war eine britisch-US-amerikanische Band der 1980er-Jahre; ihr Hit: „Walking on Sunshine“  https://de.wikipedia.org/wiki/Katrina_and_the_Waves  https://www.youtube.com/watch?v=iPUmE-tne5U


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