Sunday, December 27, 2020

Die Hirten auf dem Felde


Im Vordergrund die tragbaren Hürden


Wir hören Weihnachten regelmäßig die Geschichte der Geburt Jesu nach dem Lukasevangelium [1]. „Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.“ (Lk 2,8) Mit Hürden bezeichnet man tragbare Einzäunungen für Vieh, besonders aber für Schafe [2]. „Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ (Lk 2,15) Sie gingen also dorthin: „Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.“ (Lk 2,16-18) Und dann kehrten die Hirten wieder um: „Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“ (Lk 2,16-18) Mehr erfahren wir über die Hirten nicht.


Jetzt könnten wir die anderen Evangelien bemühen. Matthäus erwähnt nur die Magier und schon flieht die heilige Familie nach Ägypten weger der Drohung Herodes, das Kind zu töten. Markus lässt die Geschichte mit der Taufe Jesu durch Johannes des Täufers beginnen. Und auch Johannes beginnt, sobald er die philosophisch-theologische Ebene verläßt, mit Johannes dem Täufer.

Als ich mich einmal dafür interessierte, ob der gute Samariter Single war oder nicht, fragte man mich, was mich für eine Obsession gepackt hätte. So ähnlich ist es jetzt auch. Mich interessiert, warum die Hirten von Lukas so hervorgehoben wurden.




Schauen wir einmal kurz ins Gesangbuch (ev.). Da findet sich das Lied „Kommet ihr Hirten“ [3]. Es ist das Lied 48 im evangelischen Gesangbuch und ist auch im Gotteslob zu finden. In zwei Liedern hat Martin Luther die Hirten erwähnt: „Der Tag der ist so freudenreich“ und „Vom Himmel kam der Engel Schaar“. Da habe ich mich jetzt etwas zu weit herausgelehnt, denn zwar wird er in einem alten Gesangbuch D. Mart. Luther zugeschrieben, da aber später Johann Sebastian Bach ein Kantate über dieses Lied geschrieben hat, wurde dazu auch geforscht [4]. Der Forschungsstand dazu ist: „Möglicherweise hat er den einen oder anderen Vers zu einer der vielen Übersetzungen beigesteuert.“ Das  zweite Lied ist die Nummer 25 im evangelischen Gesangbuch. Aber mehr als die Bibel können uns die Lieder nicht sagen.

Nun begegnen uns die Hirten allerdings wieder. Und zwar besonders als der gute Hirte. Dies jedenfalls sagt Jesus über sich selbst [5]: „Ich bin der gute Hirte.“ (Joh 10,11) Dies wird im ersten Petrusbrief aufgegriffen: „Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist, und achtet auf sie [...] als Vorbilder der Herde. So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen.“ (1. Petr 5,2-4) Wenn wir uns an den Propheten Micha erinnern, so sind doch dieser Text bekannter [6]: „Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, […].“ (Mi 5,1) Und weiter heißt es: „Er aber wird auftreten und sie weiden in der Kraft des Herrn und in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes.“ (Mi 5,3)




Auch wenn die Hirten so romantisch zum Bethlehem und der Geburt Jesu Christi unseres Weihnachtens gehören, so lassen sich gewichtigere Gründe finden, warum die Hirten von Lukas so hervorgehoben wurden.


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2 comments:

  1. Und was ist mit Psalm 23? "Der Herr ist mein Hirte ..."
    Dazu kommt: Hirten waren eine gesellschaftlich wenig angesehene Gruppe - dass sie als erste vom Messias erfahren, nimmt im Grunde Jesu Handeln gegenüber ERandgruppen vorweg.
    Mit Idylle haben die Hirten im Grunde nichts zu tun.

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    1. Liebe Heike, ich danke Dir für den Einwand. Ja, man findet Hinweise auf Hirten und schließlich sind die 40 Jahre Wanderung durch die Wüste ein Zeugnis für Hirtentum. Eine Idylle mit den Hirten findet allerdings doch statt. Krippen, Krippenspiele, Weihnachtskarten romantisieren den harten Beruf einer gesellschaftlichen Randgruppe. Vielleicht sagte man damals: Wer nichts wird, wird Hirt.

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