Die Kapelle im jetzigen Zustand stammt aus dem Jahr 1928, als der Westturm abgerissen wurde und durch einen Nordturm ersetzt wurde [1]. Die ursprüngliche Kapelle aber stammt aus dem Jahr 1563; inwieweit noch Teile der ursprünglichen Kapelle genutzt wurden, konnte ich nicht erfahren. 1948 wurden Schäden aus dem 2. Weltkrieg beseitigt und 1974 wurde die Kapelle renoviert.
Die Glasfenster wurden von der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts erfaßt [2] und stammen aus dem Jahr 1960. Auch die Glocken wurden erfaßt [3]. Eine Glocke aus dem Jahr 1933 hat den Krieg nicht überdauert, aber die aus dem Jahr 1891 schon.
Da gerade das Weihnachtsfest vorüber ist, steht noch die Krippe. Damit hat man sich viel Mühe gegeben und man kann sie auch besuchen. Bitteschön mit Mund-Nase-Schutz und nach Händedesinfektion. Dafür steht ein Behälter im … Weihwasserbecken. Bitte jetzt keinen theologischen Aufschrei! Da gehört der Desinfektionsmittel-Spender hin. Angesichts von über 1000 Corona-Toten kann man kein Weihwasser mehr nutzen, aber man kann die alte Gewohnheit nutzen, um jetzt eine Händedesinfektion durchzuführen; es spricht nichts dagegen, sich danach zu bekreuzigen.
Wer aber sind die Heiligen, die der Kapelle den Namen gaben? Antonius ist immer schwierig, weil davon sehr viele gibt; Antonius von Padua? Luzia könnte die heilige Luzia von Syrakus sein [4], die im Jahre 304 zur Märtyrerin wurde. Die Mutter wollte Luzia verheiraten, doch diese hatte ihre Jungfräulichkeit Christi gelobt. Eine Wallfahrt zum Grab der heiligen Agatha in Catania (die mit den Minne di Sant’Agata, also den Brüsten der Hl. Agatha [5]) heilte die Mutter von einer schweren Erkrankung so dass sie dem Gelübde ihrer Tochter zustimmte. Der zurückgewiesene Bräutigam hatte dann nichts Besseres zu tun, als sie bei der Christenverfolgung anzuschwärzen. Ein Ochsengespann sollte Luzia in ein Bordell bringen, konnte aber Luzia (wie auch 1000 Männer) nicht fortbewegen. Siedendes Öl und weitere Martern konnten ihr nichts anhaben, mit einem Schwertstich in den Hals wurde sie dann aber doch getötet. Sie wäre schon eine würdige Namenspatronin. Mir kommt noch eine andere Idee.
Die heilige Lucilla wurde im Jahr 265 zur Märtyrerin. Zusammen mit Flora war sie Sklavin des Barbarenkönigs Eugenius. Und zusammen mit ihm und 21 seiner Gefährten wurden die beiden Sklavinnen ebenso gemartert und getötet [6]. Einer der Gefährten von Eugenius aber hieß Antonius. Ich gebe zu, dass diese Idee etwas weit hergeholt ist. War die Geschichte in der Eifel Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt? Wer war überhaupt für die Namensgebung richtungweisend?
Wenn Sie Oberreifferscheid besuchen, vergessen Sie nicht die Kriegsgräberstätte, die vor Oberreifferscheid nach rechts liegt, wenn man von Reifferscheid kommt (also nordöstlich von Oberreifferscheid) [7].
Links
und Literaturangaben:
[1]
https://gdg-hellenthal-schleiden.bistumac.de/gemeinden-einrichtungen/seelsorgebereich-hellenthal/reifferscheid/glaubenszeugnisse/Kapelle-Oberreifferscheid/
[2] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2830/b2830.shtml
[3]
https://www.bistum-aachen.de/export/sites/Bistum-Aachen/portal-bistum-aachen/Glaube/Liturgie/Kirchenmusik-im-Bistum-Aachen/.galleries/Glockenbuecher/Gelaute-in-der-Region-Eifel.pdf
[4]
https://de.wikipedia.org/wiki/Lucia_von_Syrakus
[5]
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/07/st-apollinaris-und-agatha-in-kall.html
[6] https://www.heiligenlexikon.de/BiographienL/Lucilla.htm
[7]
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/05/kriegsgraberstatte-oberreifferscheid.html
.
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