Ich habe längere Zeit überlegt, wie ich das heutige Gericht nennen soll. Es ist aus der Sammelsurium Küche.
Veganes Schnitzel: kommerziell erhältliches (paniertes) Schnitzel aus Soja und Weizen. In der Pfanne in wenig Olivenöl gebraten.
Tomate: einmal roh und einmal in Olivenöl gebraten.
Petersilienwurzel und Feige: die Persilienwurzelscheibe wurde mit dem westlichen Gemüse und die Feige mit den östlichen Pilzen zusammen gegart. Danach übereinander gelegt.
Westliches Gemüse: Möhre, Kartoffeln, Petersilienwurzel und Porree zusammen dünsten, aber Topf wegen der unterschiedlichen Garzeiten erst nach und nach befüllen. Den Porree habe ich länglich eingeschnitten und mit Sriracha-Sauce gewürzt. Auf die Kartoffeln habe ich Olivenöl und Sriracha-Sauce gegeben. Auf die Möhrenstücke habe ich nur Olivenöl gegeben.
Östliche Pilze: ich habe Shiitake, Baumohren, Seetang und die Feige zusammen gewässert und dann gekocht. Die festen Bestandteile habe ich herausgefischt und mit Olivenöl und Sojasauce angerichtet.
Gerstenschrot nach Tsampa-Art: ich habe das Gerstenschrot zunächst in einer trockenen Pfanne geröstet. Gleichzeitig habe ich schwarzen Tee gebrüht. Dann habe ich das Gerstenschrot mit etwas Salz, Natron und schwarzen Tee im Reiskocher fertig gegart.
Ich wollte nicht nur mit Petersilie garnieren, sondern auch Rettichsprossen dazu geben. Es sah aber so fertig aus, daß ich es vergessen habe. Ich habe die Sproßen beim Essen auch nicht vermißt.
Das vegane Schnitzel war in Ordnung. Petersilienwurzel und Feige paßten zusammen. Das Gemüse und die Kartoffeln blieben blaß. Pilze und Seetang schmeckten anders, weil ich sie sonst zusammen mit Miso und Buchweizennudeln esse. Wie kam es nun zum Gerstenschrot nach Tsampa-Art?
Das, was ich gekocht habe, war allenfalls inspiriert. Es hat mit Tsampa und tibetischem Buttertee nichts zu tun. Über Buttertee habe ich früher schon geschrieben [1], insbesondere wie man ein ähnliches Getränk hier bei uns mangels Originalzutaten herstellen kann.
Ich hatte gestern ein Buch fast zufällig in der Hand, weil es da stand, wo es nicht hingehört. Es war ein Buch von Alexandra David-Neel [2]. Tsampa wird aus Gerste hergestellt, indem die Gerstenkörner zusammen mit Sand erhitzt werden, damit die Gerste nicht anbrennt. Wenn die Gerste geröstet ist, werden die Körner vom Sand getrennt und dann mahlt man die Gerste. Tsampa wird dann mit einem Rest Buttertee verknetet (da nennt man dann Pa) und gegessen. Wie kamen nun die Tibeter dazu, Getreide in Form von Pa und nicht als Brot zu essen? Ich nehme an, daß es sich um ein Erbe des Nomadenlebens handelt. Aus Tsampa ist schnell Pa gemacht. Tsampa ist einfacher als Brot zu lagern; noch besser ist die Gerste als ganzes Korn lagerfähig.
Während man bei uns eher kleine als große Tiere schlachtet, wenn einem Tiere leid tun und man trotzdem Fleisch essen will, ist es in Tibet genau umgekehrt. Besser mit einem Großtier nur eine Seele opfern als mit kleinen Tieren viele.
Nun noch etwas für Freunde von Haggis, Pfälzer Saumagen, Grützwurst und ähnlichen Zubereitungen. So etwas kennen die Tibeter auch. Der Magen des geschlachteten Tieres wird mit Herz, Leber, Nieren und weiteren Bestandteilen gefüllt und zugenäht. Der Inhalt reift dann über Tage bis Wochen. Man bereitet daraus eine Suppe, „die vor allem bei den ärmeren Leuten sehr beliebt ist“. Leider habe ich den tibetischen Namen für diese Speise nicht gefunden; unter den Artikeln, die ich gerade deshalb gelesen habe, fand ich diesen hier interessant [3].
PS. Dieser Blogpost übertreibt im Gebrauch des ß. Aber sonst wird das Doppel-S zu häufig benutzt, wie ich meine.
Links und Literaturangaben:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/09/yak-butter-tea.html
[2] Alexandra David-Neel: Leben in Tibet. Kulinarische und andere Traditionen aus dem Lande des Ewigen Schnees. Basel 1994. Ich weiß auch nicht, was mich damals geritten hat, dieses Buch zu kaufen.
[3] http://factsanddetails.com/china/cat6/sub35/item212.html
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