Malve
und Gerste
Gerste: die Gerstengrütze (geschrotete Gerste) mit Wasser im Reiskocher aufsetzen und warten, bis sie fertig ist.
Kohlroulade mit Malvenblätter-Füllung: ich habe in zwei Arbeitsgängen die Spitzkohlblätter und die Malvenblätter (ohne Stängel) blanchiert. In die Kohlblätter legte ich eine Schicht Malvenblätter, würzte mit Pfeffer und Salz, legte Zuckerschoten und Knoblauchstifte obenauf, und packte noch eine Schicht Malvenblätter darüber. Zusammenrollen, fixieren und auf ein eingeöltes Backblech geben. 10 Min. bei 180° C im Umluftherd garen. Ofen ausschalten, auf 140° C abkühlen, dann weitere 10 Min. im Ofen belassen.
Panierter Patty: ich hatte noch einen Bio-Veggie-Patty auf Weizen- und Soja-Basis, den ich mit Senf eingeschmiert und in Paniermehl gewälzt habe, dann in Olivenöl kross braten.
Trockene Sauce: zu dem Rest Öl vom Patty habe ich noch etwas Ölivenöl und eine kleingehackte Zwiebel gegeben, angebraten, noch Ras el-Hanout dabei, Salz und zum Schluss zerbröselte Cornflakes.
Die Gerste habe ich auf sehr dünne Tomatenscheiben gesetzt. Garnierung (zum Mitessen gedacht!) mit Petersilie und Salbei.
Gerste (Hordeum vulgare) ist ein altes Getreide und erste Nutzungen sind bis vor ca. 17.000 Jahren belegt [2]. Neben Brot wurde auch Bier aus Gerste hergestellt. In der Gerste sind beta-Glucane (Ballaststoffe) enthalten, die Cholesterin senken können und der Verdauung förderlich sind. Außerdem bremsen beta-Glucane den Anstieg des Blutzuckers (günstig bei Diabetes). Wenn man hier in den durchschnittlichen Supermarkt geht, findet man wenig Gerste. Ich finde das angesichts der Geschichte und des Nutzens verwunderlich. Man findet allenfalls Graupen und das ist rund geschliffene Grütze. Ich war deshalb sehr froh, als ich in dem marokkanischen Supermarkt in Köln Gerste erwerben konnte.
Meine Schwägerin hier in der Eifel dachte sofort an Bulgur. Ich bin ein Fan von Bulgur, aber da sind wir im Bereich von parboiled Getreide. Das Verfahren ist uns vom Reis geläufiger – und das wurde auf Twitter auch vermutet. Ich muss zugeben, dass ich von Geschmack und Mundgefühl sowie dem Kauverhalten diese Gerstengrütze und Bulgur nicht unterscheiden könnte.
Die Tibeter bauen traditionell Gerste an, die geröstet und gemahlen wird. Das Produkt heißt Tsampa und wird mit Buttertee vermischt und gegessen. Der große Sprung nach vorn (大跃进) führte Ende der 1950iger und Anfang der 1960iger Jahre zu Hungersnöten in der VR China mit schätzungsweise 36 Mill. Toten [3]. In die Zeit fällt auch die Flucht des Dalai Lama und vieler Tibeter nach Indien. Zwei wesentliche Gründe führten in Tibet zur Hungersnot: die Bauern mussten in Kollektiven Weizen anstatt Gerste anbauen, und der gedeiht schlecht wegen Höhe und Kälte, und die Nomaden wurden zur Sesshaftigkeit gezwungen und durften das Vieh nicht vor dem Winter schlachten, so dass es dann verhungerte. Heute gibt es wieder Nomaden und die stehen sich nicht schlecht. Es wird auch längst wieder Gerste angebaut. Und wer jetzt Lust hat, der schaut sich den Erntedank in Tibet an [4].
Links
und Literaturangaben:
[1]
Im #KeinKantinentweet Nr. 34 hatte ich schon über Malvenblätter und
andere Blattgemüse berichtet.
https://rheumatologe.blogspot.com/2020/12/sofisch-marmorreis-und-malvenblatter.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Gerste
[3]
http://factsanddetails.com/china/cat6/sub32/entry-4423.html
https://www.meltdownintibet.com/f_redgreen.htm
https://qz.com/633457/charted-chinas-great-famine-according-to-yang-jisheng-a-journalist-who-lived-through-it/
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Sprung_nach_vorn
[4]
https://rheumatologe.blogspot.com/2018/08/the-tibetan-villagers-thank-for-harvest.html
.
No comments:
Post a Comment